Sanierungsprojekt Heinrichstraße
Zeitraum: Dezember 1988 Mai 1992
Beteiligte: BDP, Verein für ökologisches Bauen und kommunikatives Wohnen e.V. viele (nicht gezählte) MitarbeiterInnen und Jugendliche (international).
Mit dem Projekt Heinrichstrasse ist es bereits vor 30 Jahren in beeindruckender Weise gelungen, das Bauen mit natürlichen Baustoffen in der Kombination mit der Wiederverwendung von Baumaterial zu demonstrieren. Die gerettete Bausubstanz mit ihrem Energiepotential, heute auch Graue Energie genannt, hat beispielhaft gezeigt, wie Ressourcenschutz auch betrieben werden kann.
Zielsetzung
Ein Ziel der ökologischen Sanierung von sechs Bremer Häusern war die praktische Erprobung der Bauteilewiederverwendung - als Modellvorhaben im Rahmen des Ressortforschungsprogramms Experimenteller Wohnungs- und Städtebau, Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn. Die Architektin Ute Dechanstreiter begleitete im Wesentlichen diesen Forschungsauftrag. Nach dem Prinzip der Produktlinienmatrix des Ökoinstitut Freiburg wurde das Projekt analysiert.
Durchführung
Des Weiteren wurden hier Wege zur Nachhaltigkeit in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht aufgezeigt. Ein erfolgreiches Projekt, das für alle Beteiligte Vorteile gebracht hat. Aus diesem Projekt heraus haben sich viele Beteiligte (auch ABMler) selbstständig gemacht. Die Bremer Aktivitäten rund um das Thema- auch das bauteilnetz Deutschland- u.a. auch das bundesweite Netzwerk für Bauteilbörsen hat hier seinen Ursprung.
Erfahrungen
Bei der Durchführung des Projektes wurden erste praktische Erfahrungen in Bezug auf die Wiederverwendung gebrauchter Bauteile gesammelt. Dabei gibt es einige generelle Erfahrungen und auch Probleme:
-Gutes Lieferantennetz (für gebrauchte Bauteile) sollte vorhanden sein.
-Ausreichende Lagermöglichkeiten (Bauteile und - material) auf der Baustelle sollten gegeben sein.
-Erhöhte Anforderungen im Ablauf an flexible Planung und flexible Ausführung
-Große Arbeitszufriedenheit, jedoch dürfen die körperlichen Beanspruchungen, bedingt durch Bergung, Transport, Wiederaufarbeitung und Einbau von Bauteilen nicht unterschätzt werden.
-Geborgene Bauteile fordern die Kreativität jedes Einzelnen an der Sanierung Beteiligten heraus. Dies war ein sehr wichtiger Aspekt für das gute Gelingen.
Wiedereinsatz von gebrauchten Bauteilen
Probleme in Bezug auf den Einbau gebrauchter Bauteile:
Unvorhersehbare Probleme beim Rückbau von Bauteilen, zum großen Teil zeitlicher Art.
Baustoffprüfungen waren notwendig für den Einsatz gebrauchter Bauteile aus Holz, Metall, Säulen und Eisenträger sowie für Ziegelstein.
In der wirtschaftlichen Betrachtung lässt sich zusammenfassend sagen, dass durch die Wiederverwendung von gebrauchten Materialien rund 9.100 DM bei den Häusern 21/22 eingespart werden konnten. Dabei wurden die Positionen Beschaffung und Wiedereinbau berücksichtigt sowie Kosten für die Miete der Geräte, Kosten für Sandstrahlen, Zusägen etc. Hinzu gerechnet wurden Transportkosten und Entsorgungskosten für zusätzlich angefallenes Material aus dem Recyclingprozess. Die Lohnkosten wurden nach den branchenüblichen Stundensätzen verrechnet.
Da die Qualität des wiederverwendeten Materials höher war als die, des ursprünglich veranschlagten Materials, konnte eine massive Wertsteigerung erreicht werden (Eichenparkett, Vollholztüren, Eichentreppe, gusseiserne Säulen etc.).
Kontakt und weitere Infos
Nach 30 JAhren erfreuen sich die Gebäude in der Heinrichstrasse noch einer regen Nutzung. U.A. ist der BDP mit dem Mädchenkulturhaus seither aktiv. Von den diversen gebrauchten Bauteilen wurden bis heute nur ein WC Becken ausgetauscht.
Weitere Infos zum Forschungsprojekt erteilt gern: Architektin Ute Dechanstreiter : architekturbuero@dechantsreiter.de